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Institut für Wahrnehmungspsychophysik

Wenn Muster bewegen, obwohl alles stillsteht.

Wir untersuchen, warum das Gehirn Kontraste zu Bewegung macht, wie Kontext Helligkeit verbiegt und wieso scheinbar einfache Geometrien messbare Fehlurteile erzeugen. Unsere Experimente verbinden präzise Reize, rigorose Statistik und radikale Transparenz— für Forschung, Bildung und produktive Skepsis.

Drei überlagerte Muster (Streifen, Ringe, Gitter) erzeugen bewegungsähnliche Eindrücke bei minimalen Veränderungen.
Illusionen

Beobachten, wie das Auge irrt — und das Gehirn daraus Sinn macht.

In dieser kuratierten Galerie zeigen wir klassische und neuartige Stimuli. Jeder Slide enthält eine kurze Erklärung, worauf das visuelle System besonders empfindlich reagiert (Kanten, Kontraste, Kontext) — und wie Sie den Effekt selbst variieren können.

Hermann-Gitter mit dunklen Scheiben in Kreuzungen

Hermann-Gitter

An Kreuzungen erscheinen flüchtige „Schatten“. Grund: laterale Inhibition verstärkt Helligkeitskontraste.

Café-Wall mit scheinbar schrägen Linien

Café-Wall

Parallele Linien wirken gekippt. Ursache: Helligkeitskanten + Versatz erzeugen lokales Schrägheitsgefühl.

Ebbinghaus: zwei gleich große Kreise mit unterschiedlich großen Kontextkreisen

Ebbinghaus

Identische Ziele wirken verschieden groß — Kontext skaliert Wahrnehmung, nicht das Objekt.

Fraser-Spirale: konzentrische Kreise erscheinen als Spirale

Fraser (falsche Spirale)

Strukturierte Füllungen kippen konzentrische Kreise scheinbar zu einer Spirale.

Poggendorff: verdeckte Diagonale wirkt versetzt

Poggendorff

Die Fortsetzung einer verdeckten Diagonale wird systematisch fehlinterpretiert.

Checker-Shadow: gleich helle Felder wirken verschieden

Checker-Shadow

Schatten-Korrekturen des Gehirns lassen identische Felder ungleich erscheinen.

Kanizsa-Dreieck: illusorische Konturen

Kanizsa

Das visuelle System „schließt“ Kanten zu Figuren — auch ohne reale Linien.

Tipp: Entfernen Sie sich vom Bildschirm, kneifen Sie leicht die Augen zusammen oder scrollen Sie langsam — die Stärke vieler Effekte ändert sich mit Raumfrequenz und Adaptation.

Methoden

Messbar statt magisch: Schwellen, Funktionen, Modelle.

Wir quantifizieren Wahrnehmung: von der Reizschwelle über psychometrische Funktionen bis zu Modellen der Signalentdeckungstheorie. Jede Studie erhält offene Protokolle, Datensätze und Code-Rezepte für Replikationen.

Staircase

Adaptives Verfahren

Stimulusstärke wird nach Antwort hoch/runter geregelt, bis sich die Schwelle stabilisiert. Schnell, effizient, robust gegen Rauschen.

Staircase-Illustration
Konstante Reize

Psychometrische Funktion

Vorgegebene Intensitäten, viele Wiederholungen. Wir schätzen Steigung, Schwelle, Lapse-Rate via Maximum-Likelihood.

Sigmoid-Funktion
SDT

Signalentdeckung

Wir trennen Sensitivität (d′) von Kriterium. ROC-Kurven, Konfidenzstufen und Bayes-Updates verhindern Fehlinterpretationen.

ROC-Kurve

Transparenz ist Pflicht: Vorregistrierte Hypothesen, Power-Analysen, definierte Ausschlusskriterien und offene Materialien. So entsteht Vertrauen — bei Fachkolleginnen, Medien und der Öffentlichkeit.

Aufklärung

Drei verbreitete Irrtümer über Sehen — präzise widerlegt.

Illusionen zeigen Grenzen des Systems, nicht „Schwächen“ der Menschen. Unten drei Mythen, die wir mit Daten und Replikationen geraderücken.

„Illusionen funktionieren bei allen gleich.“

Falsch. Sensitivität variiert über Individuen und Kultur. Altersabhängige Filterung und Erfahrung verschieben Schwellen signifikant.

Wir berichten Effektgrößen und Konfidenzintervalle getrennt nach Kohorten. Interaktionen (z. B. Reiz × Alter) werden modelliert.

„Alles ist nur Optik, nicht das Gehirn.“

Falsch. Kortikale Verschaltungen (Inhibition, Kontextintegration) prägen das, was wir als „Sehen“ erleben — nachweisbar durch Adaption.

Nach Adaption an bestimmte Raumfrequenzen verschieben sich Schwellen. Effekte persistieren über Sekunden bis Minuten.

„Mehr Kontrast löst jedes Problem.“

Teilwahr. Kontrast hilft bei Erkennung, verstärkt aber auch Täuschungen. Entscheidend ist die Aufgabe und die Frequenzzusammensetzung.

Wir optimieren Stimuli task-spezifisch: Low- vs. High-Frequency-Balance, Randdefinition, Maskierung.
Leitfaden

So testen Sie Effekte selbst — sauber und reproduzierbar.

Kurzer, praxiserprobter Ablauf für Unterricht, Redaktionen und Neugierige. Kein Spezial-Equipment erforderlich.

  1. Umgebung: gleichmäßige Beleuchtung, Abstand ≥ 50 cm, kein Parallaxen-Effekt.
  2. Kalibrierung: prüfen Sie Gamma & Helligkeit; vermeiden Sie automatische Kontrastoptimierung.
  3. Timing: fixe Präsentationsdauer (z. B. 500 ms) per Metronom/Timer.
  4. Antwort: forced choice (2AFC/4AFC) statt freier Beschreibung.
  5. Analyse: Proband × Bedingung; Konfidenzintervalle, nicht nur p-Werte.
Ablaufdiagramm für Selbsttests

Wir stellen zusätzlich Vorlagen für Stimulus-Listen, Randomisierung und Berichterstattung bereit — inklusive Checklisten für die Qualitätssicherung.

Vertrauen

Datenethik: minimal sammeln, maximal erklären.

Wir erheben nur, was nötig ist, speichern so kurz wie möglich und dokumentieren jede Verarbeitung. Pseudonymisierung ist Standard, Löschfristen sind vertraglich gebunden.

Transparenz-Protokoll

Versionierte Studienprotokolle, Änderungslog und Kontakt für Rückfragen. Jede Zahl ist nachvollziehbar — vom Stimulus bis zur Grafik.

Datenschutz

Serverstandort EU, Zugriff nach Need-to-know. Für Presseanfragen liefern wir anonymisierte Rohdaten und beschreiben Konfidenz statt Sensation.

Publikationen

Offene Ergebnisse: zitierfähig, replizierbar, anschlussfähig.

Wir veröffentlichen Preprints, Datensätze und Analyse-Skripte unter offenen Lizenzen. Zitationen sind willkommen, Replikationen erwünscht.

Kontext macht Größe — quantitative Reanalyse des Ebbinghaus-Effekts

Wir modellieren die psychometrische Funktion über Kontextebenen und zeigen eine robuste Verschiebung der 50%-Schwelle.

Forest Plot Meta-Analyse
FAQ

Häufige Fragen zu Illusionen & Studien.

Kurz & klar beantwortet — und mit Verweisen auf offene Materialien.

Features: effiziente Verarbeitung führt in Extremfällen zu systematischen Schätzfehlern. Genau das macht Vorhersagen möglich.
Ja. Perzeptuelles Lernen verschiebt Schwellen. Wir protokollieren Lernkurven und Transfer auf ähnliche Aufgaben.
Informierte Einwilligung, Widerruf ohne Nachteile, Pseudonyme IDs, Minimierung personenbezogener Daten.

Weitere Fragen? Schreiben Sie uns: [email protected] · Tel. +49 30 97490000.